Ausgehfertig und nix geht mehr?
Immerhin: Sich schick zu machen, das hatte Manuela noch geschafft, aber dann war Ende im Zimmergelände. Dann war sie geschafft. Na ja, wer braucht im echten Leben schon
soziale Kontakte? In Zeiten von Facebook und Co. lässt sich eh alles vom Sessel aus erleben. Oder?
Manuela hätte sich gerne mit Händen und Füßen gewehrt. Nur war sie auch am Fototag weder in der Lage schmerzfrei zu sitzen, geschweige denn problemlos zu stehen.
Letzteres durfte zwar nur bedingt ihrer Fibromyalgie in die Schuhe geschoben werden. Und war nicht zuletzt auch jenen höchsthackigen Tretern geschuldet. Dem allerletzten Schrei aus meinem
Fundus. Doch Manuelas größtes Problem, an dem Tag, war der Hut:
„DEN. SETZE. ICH. NICHT. AUF.“
Ja, ich möchte meine Schmerzmodels so (auf)nehmen wie sie sind beziehungsweise: wie sie sich zeigen wollen. Aber ich mag den Schlapphut, den ich - wie das
krallenscharfe Leokleid - eigens für Sharon, äh, Manuela Stone vom Edelflohmarkt mitgebracht hatte.
„Na guuut, aber nur Dir zuliebe." Na bitte-bitte, ging doch. Bloß der Gesichtsausdruck war dementsprechend, was auf dem Schlappifoto auch noch zu erahnen ist.
Egal. Die Gute hat mit ihrer Krankheit wahrlich einen Klotz am Bein und kann nicht immer fröhlich aus der Wäsche zu gucken.
Wie wohl unser Plan für den Fototermin war?
„Ich möchte mich an meine Weiblichkeit erinnern dürfen."
Okay. Frausein ist ja etwas, was im chronischen Kranksein oft vergessen wird. Gleichzeitig wollte ich, dass Manuela ein Schmunzelbild bekommt. Weil ja auch das Lachen im
chronischen Kranksein viel zu oft erstirbt. Beide wollten wir deutlich auf die Last hinweisen, die sie mit sich rumzuschleppen hat.
Das hat geklappt.
Den kopfgroßen Feuerlochstein habe ich übrigens am immenhöflichen Waldesrand gefunden. Lochsteine (im Volksmund Hühnergötter genannt) vermögen – laut Aberglauben –
die bösen Geister abzuhalten. Nun ja, in die Richtung geht sicherlich noch was.
Dass chronische Krankheiten den Rest der „ach, so sozialen Kontakte“ abhalten, ist allerdings hinlänglich bewiesen. Auch aus diesem
Grunde hatte Manuela bei unserem Projekt unbedingt mitmachen wollen. Notfalls im Liegen. Was dann aber doch nicht nötig war. Wir shooten in der Regel ja nicht bis zum Umfallen.
So oder so - auch Manuela hat unser Projekt einen großen Schritt weiter gebracht.
Oktober 2017 / Erstes Testshooting mit Manuela bei Schmuddelwetter und noch ohne Blitzlicht und gute Fotostube. Von daher ist bitte die Bildqualität zu entschuldigen.
Wochen zuvor hatte Manuela also den „kältesten Kennenlernknipsmoment ever“ aussitzen müssen. Als Kellerkind bei vorwinterlichem Schietwedda.
"Sitting in the rain." Damals war ich noch gänzlich ohne gute Fotostube und Blitzdingse. Das hat sich bis heute glücklicherweise geändert. Ohne Fleiß keinen Schweiß.
Oder so.