Denken wir positiv: "Wir sind nicht die Marionetten unserer Schmerzen. Wir haben die Fäden immer noch selbst in der Hand. Darüber sind wir im Bilde. Nicht bloss im Rahmen unserer
Möglichkeiten.“
Auch Conny wird von Schmerzshooting zu Schmerzshooting selbstbewusster.
Sie sagt: „Das Selbsthilfefotoprojekt hat mir gezeigt, dass ich noch was wert bin. Mithilfe Deiner Fotomache habe ich mich wieder gefunden. Du hast mir mein
Ich zurück gebracht. Du verstehst uns - weil Du eine von uns bist. Und Du kannst in die Seele gucken und leistest Hilfe zur Selbsthilfe. Jetzt mag ich mich wieder.“
Echt, pur und entschlossen. Conny wollte der Schmerzkrankheit mit den unzähligen Symptomen und dem unausprechlichen Namen ein Gesicht geben.
Sich auf so große Portraits - auf Nahaufnahmen - einzulassen, wäre bereits für die meisten gesunden Frauen eine Mutprobe. Unverstellt, ungeschminkt und ohne jede Maske.
Doch Conny hat die Herausforderung nicht bloß angenommen. Sie hat das Schmerzshooting nahezu federleicht gemeistert.
Conny ist für mich wie: Mary Poppins meets Pippi Langstrumpf auf dem Ponyhof.
Auch an Connys Beispiel ist zu ersehen, wie von Mal zu Mal das Vertrauen wachsen darf, so zwischen „Emofotologin“ und „Schmerzmodel“.
Bei unserem ersten Mal waren es Connys Hunde, die als „Seelenöffner auf vier Pfoten“ unsere ganz anders geplante Bildzenerie gebombt und besser gemacht
hatten.
Beim zweiten Mal gingen wir das Ganze noch spielerischer an. Mit unterschiedlichen Spiegeln. (Ein Gegenstand, den das Model halten kann, gibt jenem die Möglichkeit zu
wissen, wo es die Hände lassen soll und hilft auch, sich nicht zu sehr auf die Kamera zu fokussieren.) Beide Male hatten wir viel Spaß am Tun.
Dann war Conny so weit, sich tiefenentspannt auf große Portraits, auf Nahaufnahmen, einzulassen. Unverstellt, ungeschminkt, ohne Maske ... Conny hat es geschafft, sich
ganz ohne Scheu zeigen zu können. So wie sie ist. Pur. Sie hat ihren Schmerz gezeigt und auch ihre immer noch vorhandene Frohnatur. Sie war vor der Kamera, wie sie im echten Leben ist: Eine
wunderbare, tapfere, bildschöne Frau. Natürlich, geerdet …
Conny ist in vielerlei Hinsicht eine Frau wie Du und ich. Eine Frau, die sich beim ersten Mal vor der Kamera natürlich auch gefragt hat: „Wie werde ich aussehen? Bin ich
nicht schon zu alt dafür? Oder zu dick? Mein eines Auge ist durch meine Krankheiten kleiner. Meine Haare werden grau und dünner. Ich kann auch nicht lange stehen und nicht weit gehen. Wie soll ich so
ein Schmerzshooting durchhalten?“ Mitgemacht hat sie, weil sie von dem Projekt überzeugt ist. Weiter mit machen wird sie, weil ihr das Projekt jetzt auch schon ans Herz gewachsen ist.
Ich zeige Conny hier auch auf nahezu unbearbeiteten Bildern, die lediglich eine kleine Pickelchenretusche hinter sich haben. Sowie auf Collagen, die uns zum Thema
eingefallen sind. Sowie auf Making-Uff-Bildern, die während der Pausen entstanden sind. Eine Conny, die seit Jahrzehnten schmerzkrank ist und sich dennoch nicht aufgibt. Eine Heldin des
Alltags.