In diesem Fall auch dank der IMC-plus Frührehabilitation-Station des Helios Klinkums Uelzen.
Papa Schulzens Lebensgeister erwachten - dank der großartigen Hilfe von allen Seiten - wieder reihenweise. Jeden Tag durfte er kleine Fortschritte (wenn auch anfänglich mit gewaltigem Linksdrall) machen. Zuerst kamen die vorlauten Widerworte wieder, dann der Galgenhumor, dann sein Lachen und immer mehr auch sein Wortwitz (leider samt der urältesten Witze). Auch sein Interesse am Weltgeschehen kehrte zurück. Er lernte auch wieder aufrecht zu sitzen, alleine zu schlucken und alleine zu essen (anfänglich musste er noch wie ein Baby gefüttert werden).
Dann kam der Tag, an dem wir ihn mit den Hunden draußen vor dem Klinikum besuchen konnten. Er durfte im Rollstuhl mit uns vor die Tür. Da war die Freude zuerst groß, anschließend aber auch die Trauer. Durfte er doch immer noch nicht mit uns nachhause fahren. Einen Tag lang war er nur noch niedergeschlagen und fühlte sich zudem nutzlos und vergessen. Wie konnten wir ihm das Gegenteil beweisen?
Ich postete bei Facebook, dass Papa Schulz im Klinikum lag und auch warum. Binnen weniger Stunden erhielten wir über 80 von Herzen kommende Genesungswünsche. Am nächsten Tag zählten wir über 110. Da hatte sich Facebook doch wahrhaft als „soziales“ Netzwerk erwiesen. Und so bekam mein Vater (s)einen zusätzlichen Motivationsschub und sein Kampfgeist war wieder da. Wann immer ich in die Station kam, fand ich nun einen gut gelaunten, auch mit den Schwestern schäkernden Patienten vor, der wieder an (s)eine Zukunft glauben konnte. Auch an die 100 Kerzen auf der Torte, die eines Tages zu verspeisen gedenkt. Also die Torte.
Papa Schulz hat auf der IMC-Station (Intermediate Care Station) des Helios Klinikums Uelzen eine allerbeste Behandlung bekommen (er ist übrigens ein stinknormaler Kassenpatient). Er ist rund um die Uhr kompetent und liebenswürdig, mit Respekt und mit Humor und Mitgefühl behandelt worden. Alle Beteiligten haben sowohl mitgeholfen als auch mitgehofft. Meine Mutter und ich sind stets über alles informiert und auch mit einbezogen worden. Alle unsere Fragen sind jederzeit beantwortet worden. Wir dürfen sagen: Das war die förderlichste wie fürsorglichste Behandlung, die wir je in einer Klinik erlebt haben. Unser Dank gilt auch ganz besonders dem Funktionsoberarzt und Facharzt für Neurologie: Viktor Kharchenko.
Am Tage seiner Entlassung konnte mein Vater am Rollator ziemlich geradeaus gehen und einige Schritte sogar auch freihändig … Er kann wieder ohne Hilfe die Toilette benutzen (Sch… auf die Windeln. Shit happens) … Er kann wieder selbstständig und mit Messer und Gabel essen. Er kann wieder die "Allgemeine Zeitung Uelzen" lesen und sich mit mehreren Menschen gleichzeitig unterhalten (und allen auch alle urältesten Witze erzählen). Nichts davon wäre sechs Wochen zuvor denkbar gewesen. Natürlich ist er weiterhin etwas tüdelig und sehr kreativ in seinen Aussagen, wie ja auch vor dem Sturz. Aber er ist fröhlich tüdelig. Natürlich ist auch sein Parkinson nicht verschwunden und Wackelpudding essen wird so immer eine große Herausforderung bleiben. Natürlich kann er auch nicht mehr Auto fahren, aber gefahren werden ist ja auch viel bequemer.
Fazit: Papa Schulz ist wieder täglich im Tiergarten anzutreffen und für einen kurzen Klönschnack über den Gartenzaun hinweg zu haben. Wir haben extra eine Bank hingestellt. Und natürlich hat er seine ausdrückliche Zustimmung für die Veröffentlichung dieses Textes und der entsprechenden Bilder gegeben. Und ja, wir machen wieder Pläne.
Und für den Fall, dass es statt der 100 vielleicht nur 99 Kerzen werden könnten, werden wir jetzt möglichst viel Spaß in jeden Tag packen. Wer ihn also breit grinsend vor der Kamera entdeckt oder nach diversen Klingelstreichen nur noch eine Plüschfuchslunte am Rollstuhl waagerecht um die Ecke flattern sieht … sollte sich einfach mit uns freuen. Es ist wie ein kleines Wunder, dass Papa Schulz wieder von den Toten auferstanden ist. Aus vermutlich vier guten Gründen (naja, vielleicht sind es auch nur drei): 1. Dank des Helios Klinikums Uelzen. 2. Dank der Sehnsucht nach seinem Zuhause und seiner menschlichen und tierischen Familie, insbesondere nach meiner Mutter. 3. Dank seines Kampfgeistes und seiner Mitarbeit. 4. Ja - und vermutlich: weil er auch Gevatter Tod zu viele schlechte Witze erzählt hat.
Unser Dank gilt nicht zuletzt auch dem Sozialdienst des Klinikums. Wir wurden dort hervorragend beraten und betreut und auf die jetzige häusliche Situation vorbereitet. Jede Frage ist uns beantwortet worden, jede Bitte wurde erfüllt. Pflegebett, Rolli usw., alles stand rechtzeitig bei uns zuhause bereit.
Am liebsten hätte Papa Schulz sein gesamtes Betreuungsteam ja mit nachhause genommen. Er ahnte wohl, dass der Service daheim nicht mehr ganz so gut bleiben würde. Dass er jetzt nicht einfach nur zu klingeln braucht und alle springen.
Es bleibt mir noch zu sagen, dass die Stadt Uelzen einen hervorragenden Informationsfluss und Service bietet, wenn es darum geht, pflegebedürftigen Senioren - sowie deren Angehörigen - zu helfen. Wir hatten uns alles viel schwieriger vorgestellt und waren sehr froh, dass es so zahlreich hilfreiche Ansprechpartner*innen gibt.
Es war uns ein Bedürfnis in einem offenen Schreiben Danke zu sagen. Auch weil jeden Tag und jede Nacht in der Kranken- und der Altenpflege großartige Leistungen erbracht und viel zu wenig honoriert werden.
Brigitte Schulz / Im Namen der ganzen Familie
Immenhof, Juli 2016