Will ich euch vergackeiern?
Ist das Kunst oder kann das weg?

 

Wer nicht in die Norm passt, fällt durchs Raster? Wer anders ist, wird ausgegrenzt? Alle reden von Inklusion, aber in der Realität ist Vielfalt nicht überall gerne gesehen?

 

Ginge es nach dem Gedankenschlecht einiger Schubladenker*innen, wären 90 Prozent der Menschen, die in Unser kleines Stadtatelier für kreative Inklusion kommen, nicht lebenswürdig.

 

Ein Ei sieht aus wie das andere? Stimmt eigentlich nicht. Mit Essen spielt man nicht? Stimmt eigentlich. Doch da wir ein überlebenswichtiges Thema visualisieren wollten und es manchmal - im wahrsten Sinne des Wortes – Eier braucht …

Und weil mein Humor, trotz meiner bunten Denke, auch mal schwarz ist …

 

Übrigens hat all die blond bezopften Perücken unsere allerbeste Praktikantin binnen zwei Stunden gehäkelt. Noch während wir darüber diskutierten, dass Teile der Bevölkerung rückwärtsdenken und die Frauen wieder vermehrt an den Herd bekommen möchten bzw. als Gebärmaschinen ansehen …

 

Und im Übrigen sind die meisten Eier nach der Fotomache noch essbar gewesen.

Jeden Tag freue ich mich auf die Menschen, die in Unser kleines Stadtatelier kommen. Auf Menschen, die sich ergänzen. Weil bunte Vielfalt eben auch Ergänzung schenkt. Weil bunte Vielfalt uns dazulernen lässt. Weil … Ach, ihr wisst schon, wie ich das meine. Und darum machen wir demnächst auch besondere Fotos über Barrieren vor bzw. in den Köpfen.

 

PS: Eines der oberen Bilder wird auch den Eisprung in zwei Ausstellungen schaffen.

 

PPS: Wer die Eier hatte, dieses Thema zu visualisieren? Tim ist der Mann, der sich traut, derart deutlich seine Meinung zu vertreten.

 

Uelzen vermag auch auf einem Schwarz-Weiß-Foto bunt zu sein. Als wir dieses Foto mit Angel gemacht haben, hatte Claus morgens die von ihm und seinem Team geschaffene Venuskogge mit der Regenbogenflagge geschmückt. Danke Claus Kobernuß, dass auch du Uelzen bunter machst.

 

1.000 Dank! Warum Sibylle Kollmeier eine goldene Brezel verdient hat:

S. Button:

Ihre Geschichte erzähle wir euch demnächst gemeinsam.

 

Sie ist ein Vorbild. Eine starke, sensible Frau, die ihr Leben selbstständig rockt, allen Schwierigkeiten zum Trotze. Manche Bilder bedürfen keiner weiteren Erklärung.

 

Unser kleines Stadtatelier für kreative Inklusion steht nach wie vor für die ehrenamtliche Emofotologie / Selbsthilfefotografie sowie für ein buntes Miteinander. Und immer wieder auch für eine gute Portion Galgenhumor.

Gemeinsam sind wir stärker. Gemeinsam haben wir auch noch viel vor. Lasst euch überraschen.

 

Beim Fotonachmittag mit Beate hatte ich jede Menge Unterstützung. Tierische dank Wenga, Emil und Pfiffigenie. Wie ihr wisst, gibt es Beate nicht ohne ihre Helfer auf vier Pfoten und mich nicht ohne Pfiffigenie (Pfotomodel, Therapiefrops, Kundenstopperin und eigentliche Atelierchefin …). Da ich aber auch Hilfe beim Leiter, Autschfits, Requisiten tragen usw. benötigte, haben uns auch Sarah und Timo begleitet. Sarah hat sich jüngst als Fotoassistentin und Mädchen für alles etabliert. Timo leitet mit Ronja die Junge Selbsthilfe Uelzen und gehört mittlerweile auch längst zum Atelierteam. Er war bereits in unserem ersten kleinen Stadtatelier mit dabei.

 

Ich denke, diese kleine Fotostrecke zeigt gut, wofür wir stehen. Für das Wir. Die Selbsthilfefotografie bleibt dafür immens wichtig. Daneben nimmt seit einiger Zeit auch die Musik, neben all der anderen Kreativität, einen immer größeren Raum ein. Doch das Wichtigste ist, dass wir da sind. Dass es einen Ort gibt, der offen ist für alle. Unser kleines Stadtatelier für kreative Inklusion.

Magst du dich?

 

Mag ich mich? Kann ich mir selbst auf die Schulter klopfen? Mich loben? Vermag ich stolz auf mich und/oder meine Leistungen zu sein? Bin ich zufrieden mit mir?

Oder gehöre ich zu denen, die sich klein machen? Zu denen, die auch keine Komplimente von anderen annehmen können? Nörgele ich rund um die Uhr an mir herum? Mag ich mein Spiegelbild nicht? Habe ich immer Selbstzweifel? Bin ich nie zufrieden mir und/oder meinen Leistungen?

 

Timo und ich haben aus Gründen diese Bilder machen wollen. Wir planen auch eine Fortsetzung dieser Reihe. Es fehlen noch die Schulterklopf- und Ich-mag-mich-Bilder.

 

Die hier und heute zu sehenden Bilder hätte ich nicht mit jemanden erstellt, der noch nie vor meiner Kamera gestanden hat. Doch für Timo war es bereits das dritte Mal. Zudem kennen wir uns bereits länger, da er unter der Woche beinahe täglich in Unser kleines Stadtatelier für kreative Inklusion kommt. Warum?

 

Timo leitet, gemeinsam mit Ronja, meiner allerbesten Kollegin, die Junge Selbsthilfe Uelzen. Es versteht sich also von selbst, dass wir alle solche Fragen diskutieren wollen und müssen. Die ehrenamtliche Emofotologie, also die Selbsthilfefotografie, vermag bei der Selbstorientierung behilflich zu sein. Und da auch Timo mit gutem Beispiel vorangeht, stellt er sich vor meine Kamera, um für Beispielbilder zu sorgen. Bilder, die diskutiert werden und für Inspiration sorgen können.

 

PS: Assistiert hat uns, unter den wachsamen Augen von Pfiffigenie, an diesem Tag die liebe Sarah. Wo wir fotografiert haben? Hinter der alten Kaufhalle. Auf und an der Rampe am Parkplatz.

 

Ein Dasein als Smombie oder lieber Natur pur?

Freitag, Samstag, Sonntag, Montag: Am langen Pfingstwochenende hatten wir vier emofotologische Fotonachmittage. Auf der Straße, auf Parkplätzen, im Wald … In den nächsten Tagen zeige ich auch hier, wer alles wo dabei gewesen ist.

 

In den kommenden Wochen werden viele Fototage folgen. Selbsthilfe- und naturfotografische ... Weil wir für zwei Ausstellungen Bilder machen dürfen, die u.a. Themen beinhalten wie: Künstliche Intelligenz. Augenhöhe. Körperwahrnehmung. Selbstliebe. Selbsthass. Koma. Selbstverteidigung. Ponyhof. Verantwortung (im Sinne von: „Was geht mich das an?“) ...

 

Gleichzeitig werkeln wir an einem Fotomagazin und musikalisch entwickeln wir uns auch weiter. Beispielsweise haben wir neue Songs. Mittwochnachmittags wird - wie gehabt – gejammt, doch zusätzlich gibt es nun an den Donnerstagen - unter der Leitung von Michael Mur - eine Gitarrengruppe für Anfänger*innen (ich wollte schon immer Gitarre spielen lernen).

 

Ansonsten stehen weitere interessante neue Kooperationen ins Haus und zu Weihnachten wünsche ich mir einen Tag Langeweile. Das ist wirklich so. Wir können es selbst kaum glauben, was sich alles für Möglichkeiten ergeben. Vielleicht, weil wir meistens analog und ohne Scheuklappen unterwegs sind?

Selbstverständlich wissen wir die Vorteile der digitalen Medien zu schätzen, doch ist uns bewusst, dass das echte Leben durch nichts zu ersetzen ist. Auch darum hat sich Unser kleines Stadtatelier zu einer Begegnungsstätte für kreative Inklusion entwickeln können. Was bedeutet, dass Angel kein Smombie ist und sich bloß für mich bzw. unser Fotothema des Tages die Dinger aufgesetzt hatte. Und dass Sonja nicht ohne Grund mitten im Wald gestanden hat.

 

(Smombie = Smartphone und Zombie.)

 

 

Stepptanz für Menschen mit Handicap?

Nichts ist unmöglich

 

5 x die Woche voll Haus in unserem kleinen Stadtatelier. Gleichzeitig laufen wieder viele Vorbereitungen. Bei uns steppt also nicht nur der Heidelbär. Zurzeit wird wieder mehr fotografiert und gemalt und getextet. U.a für zwei Ausstellungen und für unser erstes Fotomagazin.

 

Die Schreibwirkstattler*innen treffen sich an den Montagnachmittagen. An den Mittwochnachmittagen wird gejammt. Donnerstagmittags findet ein Gitarrenkurs für Anfänger*innen statt ... 

 

Und über unseren neuen, eigenen Verein - Unser kleines Stadtatelier - Für kreative Inklusion e.V. - berichten wir in Bälde ausführlich.

 

Mehr Steppfotos finden sich auf unserer Musikseite.

 

Unser kleines Stadtatelier am Zukunftstag 2023
 
Sooo viele hilfsbereite Arme.

Matti, Lilou, Lisa, Leni und Philine standen am Zukunftstag voll und ganz - und tief beeindruckt - hinter Beate. Sie hat unseren 5 Zukunftstagschüler*innen gezeigt, was Wenga (Kleine Elo Glatthaarhündin) und Emil (Miniature American Shephard) können. Beide assistieren Beate im Alltag. Sie reichen Dinge an, öffnen Reißverschlüsse, ziehen Pullover aus … Beate hat keine Arme und darum Wenga und Emil dementsprechend trainiert. Ihr Training basiert auf Lob, deutliche Kommandos und eine klare Körpersprache. Das Trio ist ein echtes Dreamteam. Und Beate zudem ein Vorbild für uns alle. Diese starke Frau meistert ihr Leben - dank Emil und Wenga - vollkommen selbstständig.
 
Eine Lektion fürs Leben: Wenn du etwas wirklich schaffen willst – oder musst – kannst du es schaffen.
 
Was wir sonst noch am Zukunftstag gemacht haben? Nach einem Rollstuhltraining in der Stadt haben wir eine Bilderschau geguckt und über Selbsthilfefotografie gesprochen. Dabei haben wir auch darüber geredet, was Inklusion bedeutet. Danach ging es ans Klavier, ans Keyboard, ans Schlagzeug, ans Mikrofon und in den Kostümfundus.
 
Ich wünschte, Erwachsene könnten auch so unbefangen wie Tiere und Kinder sein.
 
PS: Kinderfotos stelle ich nur ganz selten ins Internet. Doch ich darf sagen, dass die ganze Gruppe uns begeistert hat und wir uns bereits auf die nächsten Besuche freuen dürfen.

 

Auch diese Seite wird aus Gründen neu erstellt. Den Weg von der ehrenamtlichen Selbsthilfefotografie zur kreativen Inklusion möchte ich euch hier nach und nach in Worten und Bildern beschreiben. Von der Emofotologie bis hin zu unserem kleinen Stadtatelier. Vom Paritätischen Uelzen, Aktion Mensch ... bis über die Hamster ... Vom Beginn bis in die Zukunft ... Der Weg zum gemeinnützigen Verein ... Unser kleines Stadtatelier für kreative Inklusion e.V:

 

 

Danke für die wundervolle Stimmung

 

Wir danken von Herzen dem Ehepaar Kersjes für dieses wertvolle Geschenk, das bereits zu einem großartigen Mittelpunkt in unserem kleinen Stadtatelier geworden ist.

 

Mehr über dieses nostalgische Instrument mit dem zauberhaften Klang, sowie über das Familienunternehmen KostialPiano (Transport, Beratung, Wartung, Klavierstimmung ...), lässt sich nachlesen unter dem Button.

Ich geb Gas, ich geb Gas …
Probefahrt mit dem gespendeten E-Scooter


Stellt euch vor, ihr seid auf einen E-Rollstuhl angewiesen und das Ding ist kaputt. Wer wochenlang auf einen Service-Techniker zu warten hat, dem können Sätze in den Kopf kommen, wie: „Freiheitsberaubung! Wir müssen leider drinnen bleiben?Warum sollten Behinderte auch vor die Tür und an die frische Luft wollen? Es gibt doch Essen auf Rädern.“ 


Ähnlichkeiten mit noch lebenden Personen sind nicht zufällig.

Tatsächlich beschreibe ich hier keine Ausnahmezustände. Und auch die Frage, wieso Behinderte überhaupt vor die Tür wollen könnten (sie könnten sich doch alles liefern lassen), ist - leider - nicht erfunden.

 

Mehr Emomobilfotos finden sich auf der Sponsoringseite.

 

Meine allerbeste Assistentin, Kollegin, Freundin ... Ronja und ich haben uns gemeinsam fortgebildet. 

 

Da wir die erste Hilfe für die psychische Gesundheit für genauso wichtig erachten wie die erste Hilfe für die körperliche Notfallversorgung, haben wir an einem dementsprechenden Kurs teilgenommen und im Dezember 2022 die Prüfung bestanden.

 

Wir sind jetzt auch Ersthelferinnen für mentale Gesundheit (MHFA / Mental Health First Aid).

 

Unser kleines Stadtatelier findet ihr in der Stadtmitte, im Herzen der Hansestadt Uelzen. 

Unser kleines Stadtalier  Kleine Mühlenstraße 7  29525 Uelzen

 

Wie, wann, wo ...

 

Von der ehrenamtlichen Selbsthilfefotografie bis hin zur kreativen Inklusion und zum eigenen, gemeinnützigen Verein: Unser kleines Stadtatelier

 

Unseren Verein haben wir gegründet, weil sich Unser kleines Stadtatelier für kreative Inklusion in der Stadtmitte von Uelzen seit 1. November 2020 etabliert hat. Anfangs in kleineren Räumlichkeiten. Seit November 2021 eine Straße weiter in größeren und sichtbareren Räumen.

 

Am 1.11.2022 sind wir ins dritte Projektjahr gestartet. Am 2.12.2022 haben wir unseren Verein gegründet. All das wäre ohne die Starthilfe von Aktion Mensch im ersten Jahr sowie der Schirmherrschaft des Paritätischen Uelzen in den ersten Jahren so nicht möglich geworden.

 

Mittlerweile bin ich mindestens 50 Stunden die Woche ehrenamtlich für unser kleines Stadtatelier im Einsatz. Dazu kommen 10 Stunden für die Vor- und Nachbereitungsarbeiten. Letztere erledige ich daheim, weil im Atelier, vor lauter Trubel, dafür keine Zeit bleibt. Meine zwei ehrenamtlichen Assistent*innen / Kolleg*innen Ronja und Jürgen sind rund 40 Stunden die Woche an meiner Seite.  

 

Unser kleines Stadtatelier ist zu einem bunten Ort für kreative Inklusion geworden. Für mehr Barrierefreiheit auch in den Köpfen. Die räumliche Barrierefreiheit ist in unserem Atelier, das vorher ein Sanitätshaus gewesen ist, sowieso gegeben.

 

Es dient mittlerweile vielen Menschen als besonderer Mittelpunkt. Vor unserer, für alle offenen Tür gibt es keine Schwellenängste und unser inspirierendes und motivierendes Miteinander fördert die Kontaktfreudigkeit weiter. Was in Zeiten, in denen bei so vielen Menschen Sicherheitsgefühle abhanden- gekommen sind, immer wichtiger wird:

 

Zitate: „Mein zweites Wohnzimmer.“ „Wie eine zweite Familie.“ „Hier kann ich wieder nützlich sein.“ „Hier werde ich verstanden.“ „Hier kann ich sein wie ich bin.“ „Ein Friedensort.“ „Meine Energietankstelle.“ „Hier bin ich nicht allein.“ „Immer war ich die am Rand. Hier bin ich in der Mitte.“ „Dank euch sehe ich mich heute mit anderen Augen. Ich weiß jetzt, was ich kann, und dass ich was wert bin. „Hier bekomme ich Hilfe.“ „Hier habe ich mein Lachen wieder gefunden.“ „Dank euch gebe ich jetzt sogar Volkshochschulkurse.“ „Immer wieder gibt es hier was Neues zu sehen, aber irgendwie ist alles auch immer wie vertraut.“ „Bei euch gibt es nicht diese Stuhlkreissituation und auch keinen Termindruck.“ … „Ihr holt die Menschen ohne Erwartungshaltung emotional ab.“ „Was ich meiner Familie nicht sagen mag und auch nicht meinem Therapeuten, das erzähle euch. Ohne dass es mir peinlich ist.“ „Ohne euch hätte ich den ganzen Dezember in der Klinik verbracht.“

 

Wir meinen: Jeder Mensch ist wichtig.

 

Für unseren Verein, mein direktes Team und mich, ist das Ganze mehr als „nur“ ein Herzensprojekt. Wir leben die kreative Inklusion. Die Beteiligungskultur. Das Miteinander. Das Wir. Wir sind glücklich, dass unser kleines Stadtatelier immer mehr lebt und in sich wächst. Jede Woche kommen weitere Menschen hinzu.

Zurzeit haben wir auch zwei Praktikantinnen (von der Fachoberschule für Kunst und Gestaltung sowie von Leben leben). Zum diesjährigen Zukunftstag waren 5 Schüler*innen gekommen.

 

Woran leiden viele der Menschen, die zu uns kommen?

 

Wir lernen viele Menschen kennen, die ohne jedes Zugehörigkeitsgefühl sind. Menschen, die sich aus dem sozialen Leben zurückgezogen haben. Die Gründe dafür sind u.a.: Unsichtbare, chronische, physische und/oder psychische Krankheiten, sichtbare Handicaps, sprachliche/kulturelle Barrieren, hohes Alter/Gedächtnisprobleme, Trauer, Hypersensibilität, Mobbing, Traumata (Flucht, Gewalterfahrungen), Verständnisprobleme … das Gefühl der Nutzlosigkeit (nicht systemrelevant ist für mich das Unwort der vergangenen Jahre), Altersarmut, Hilflosigkeit, Krebs, ADHS, Depression, Parkinson, Morbus Crohn, Fibromyalgie, Kinderlähmung, Querschnittlähmung, Conterganschädigungen, dissoziative Identitätsstörung (mich stört das Wort Störung), Schizophrenie, Amputation, Suchtkrankheiten, psychogenes Schweigen, Muskelschwäche, Neuropathie, Unfallfolgen, Langeweile, Einsamkeit, Lebens-, Existenz-, und/oder Zukunftsangst, soziale Phobien …

 

Und viele trauen sich kaum noch den Fernseher anzuschalten: Krieg, Klimawandel, der rote Knopf, Preiserhöhungen … Da tun sich Fragen auf wie: „Was werden die Folgen für uns sein?“ „Wieso gibt es eine Zweiklassen-flüchtlingsgesellschaft?“ „Darf ich in diesen Zeiten noch lachen? Ist das Leben noch lebenswert?“ „Warum soll ich morgens aufstehen?“

In unserem kleinen Stadtatelier können Menschen (wieder) sichtbarer werden. Mehr Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl erlangen und (wieder) mit anderen zusammenwirken. Mehr Teilhabe und Wir-Gefühl erleben und wieder selbstorientierter werden. Bei der Öffentlichkeitsarbeit aktiv mitwirken. Kreativ werden, (mit)helfen oder einfach dabei sein, zuschauen, mitreden, Kaffee trinken …

 

Wir glauben: Das Wichtigste in diesen Zeiten ist: dass wir da sind. Wir reden natürlich über die gesundheitlichen Einschränkungen, mit denen etliche Betroffene zu uns kommen, aber keine dieser Einschränkungen bestimmt danach bei uns den Atelieralltag. Logisch ist es wichtig, eine Art Gebrauchsanweisung zu bekommen, damit unser Miteinander funktionieren kann, aber je mehr wir werden, desto klarer wird uns, wie stark wir uns ergänzen können. Was wir alles miteinander und füreinander tun und bewirken können. Und das machen wir dann auch. Dabei sind wir dankbar über so viel gegenseitiges Vertrauen und Zutrauen. Gesunde dürfen selbstverständlich auch mitmachen. Unsere Tür steht allen lieben Menschen offen. Auch Gesunden. Wir mobben keine Gesunden.

 

Was treibt die meisten zu uns?

 

Es gibt neben den Neugierigen - „Was ist das hier für ein Atelier?“ - in der Hauptsache noch vier Gruppen:

  • Kontaktsuchende / Einsame / Randständige / Gehandicapte
  • Menschen, die kreativ sind, es waren oder wieder sein wollen.
  • Menschen, die in sozialen Bereichen beruflich tätig sind und sich aus mit uns vernetzen möchten. Oder Menschen, die sich ehrenamtlich sozial engagieren möchten.
  • Menschen, die sich sozial oder/und kreativ in die Gesellschaft einbringen möchten und sich darum für dementsprechende Berufe interessieren (Musiktherapie, Kunsttherapie, Pflegeberufe …). Was Praktika bei uns für viele interessant macht.

Die jüngste regelmäßig Kommende ist 13 und Gymnasiastin, die Ältesten gehen auf die 90 zu und kommen beispielsweise aus der Seniorenresidenz zu uns.

 

Wo leben die Menschen, die zu uns kommen?

 

In der Mehrzahl finden Einheimische aus dem Landkreis Uelzen den Weg zu uns. Gleichzeitig auch Zugezogene, Urlaubende oder Geflüchtete. Z.B. Menschen aus Irland, Malta, Spanien, Türkei, Afghanistan, Ukraine, Russland, Frankreich, Holland, China ... Weil unser kleines Stadtatelier im Stadtzentrum gut sichtbar ist, schauen jede Woche auch interessierte/neugierige Durchreisende zu uns herein, von denen sich viele mit uns dauerhaft vernetzen.

Jeder Ateliertag ist wie eine Wundertüte – wir wissen nie, wer als Nächstes durch die Tür kommt. Doch: Jeder Mensch ist wichtig.

 

Und sonst so?

 

Hinter den Kulissen bereiten wir die Fototage vor, erstellen in der kreativen Schreibbewirkstatt Flyer, Poetry- und Songtexte, Artikel, Bilderschauen, ein Fotojournal … und bereiten Vorträge (z.B. über Resilienz, Mentale Gesundheit ...)  / Vorlesungen (Emofotologie, kreative Inklusion …) und Lesungen vor. Wir kreieren Kostüme und Hüte, erstellen Objekte (Virenmodelle, Bürgermeister-modell, Stadtsymbolmodelle …) und geben auch kleine Krea(k)tivkurse (Häkelkunst, Malerei …) und bieten Info- und Mitmachtage, Beratungen (z.B. onkologische Kosmetik), Workshops (Selbstverteidigung für Menschen mit Handicap, Special Make-up (auch für therapeutisch anmutende Effekte), Face- und Bodypainting (Kraft der Farben …). Unser Schaufenster ist dement-sprechend stets originell dekoriert und plakatiert.

 

Wir haben auch das Logo für das Impfzentrum im Stadtgarten gefertigt. Und den einladenden, freundlichen Stuhl kreiert und bemalt (ein Mix aus Inklusion und Alice im Wunderland) und draußen aufgestellt. An den Musiktagen üben wir auch unsere eigenen Songs. Und einer unserer Musiker studiert zurzeit Musiktherapie. 

Wir machen viel Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit und ich bin bisweilen auch als Streetphotoworkerin unterwegs.

 

Bei Bedarf haben wir weitere Ansprechpartner*innen aus weiteren kreativen, gesundheitsfördernden, bildungsfördernden und sozial beratenden und coachenden Bereichen. Genauso aus dem Tierschutzbereich. Beispielsweise ein Sanitätshaus für Tiere, eine Tierphysiotherapeutin auch für Tiere mit Handicap, Mantrailer*innen ... Als ehemalige, langjährige Dipl. Pferdeverhaltens-therapeutin/Reitausbilderin (auch für Menschen mit Handicap) habe ich immer noch auch tierisch gute Kontakte.

 

Wir sind zudem vernetzt mit der Teilhabeberatung, mit Genesungsbegleiter* innen, Trialogerfahrenen, mit der psychiatrischen Tagesklinik, der Selbsthilfegruppenkoordinierung (Ronja bietet auch jeden Mittwoch Infostunden über die junge Selbsthilfe an), der Kreisvolkshochschule, mit Fachhochschulen sowie mit Verlagen … Wir nehmen auch an städtischen Veranstaltungen teil, wie beispielsweise am Uelzener Kultursommer.

 

Was ist Emofotologie / die Selbsthilfefotografie? Und warum? Fotos auf Rezept?

 

Auch für ein Zurück ins soziale Leben und für mehr Sein als (An)Schein.

Wir nehmen uns Zeit für die Bildermache. In meinen Augen sind Porträts auch Fingerabdrücke der Seele. Darum mache ich keine Fotos to go.

 

Mal eine persönliche Frage: Stell dir vor, du könntest nur noch ein einziges Foto machen oder nur noch ein einziges Foto bekommen. Was für ein Bild würde das werden sollen? Was würdest du noch zum Ausdruck zu bringen wollen? Wie es dir geht? Was dir hilft? Was dich bewegt? Oder willst du einfach, nach langer und schlimmer Krankheit, mal wieder bildschön aussehen? Oder möchtest du deinem ach, so sozialen Umfeld per Bildersprache die Meinung sagen? Oder, oder, oder …? Denk in Ruhe nach und, wenn du magst: rede mit mir über diese Frage, die verdeutlichen soll, dass die Emofotologie u.a. bei der Selbstorientierung / Neuorientierung, also bei dem Wer-wie-was-wo bin-ich? behilflich zu sein vermag.

 

Die Emofotologie macht Sinn. Sie fördert die Selbstbestimmung, Problem-lösungskompetenzen und die soziale Integration. Die Emofotologie kann auch als eine Art Recovery-Modell (Recovery = Wiederherstellung, Erholung …) verstanden werden.

 

Emotionale Bilder berühren, gehen unter die Netzhaut und ans Herz, machen nachdenklich oder regen auf und Diskussionen an. Die Bildersprache, international wie ein Lächeln, hilft - wie die Musik und die Körpersprache - sich auch nonverbal verständigen zu können.

 

Die gemeinschaftlichen Planungen für eine Bildgestaltung wecken auch vergessene Emotionen und fördern die soziale Kompetenz. Das Zusammen-wirken am Fotoset, sei es als Model, Fotograf*in, Assistent*in, Besserwisser*in hilft anderen und sich selbst, bereitet Freude und verbreitet hier und da auch farbfilmfröhliches Chaos. So vermag die Selbsthilfefotografie Menschen vor, hinter und neben der Kamera zu helfen.

 

Übrigens gibt es einen beträchtlichen emofotologischen Kostüm- und Requisitenfundus, verteilt auf unser kleines Stadtatelier und mein kleines Zuhause-Atelier.

 

Ich habe auch Anfragen für noch sensiblere Themen, wie beispielsweise die Sterbefotografie. Eines meiner Herzensthemen ist fotografieren für Menschen mit demenziellen Veränderungen. Damit diese, mit einem aktuellen Foto in der Hand im wahrsten Sinne des Wortes begreifen können, dass sie noch da sind.

Es gibt Fototermine, bei denen der Mensch vor meiner Kamera und ich niemanden dabei sein lassen. Und es gibt die öffentlichen Termine. Unsere öffentlichen Shootings in der Stadtmitte bringen Menschen zusammen, die ansonsten nicht miteinander ins Gespräch kommen würden. So helfen uns auch immer mehr Geschäftsleute leihweise mit Requisiten aus (von der Sonnenbrille bis hin zum antiken Taucherglockenhelm) oder bieten ihre Schaufensterbereiche als Kulissen an. Wir tragen also auch zur Innenstadt-belebung bei.

 

Emofotologie (Selbsthilfefotografie) =

Emotion +Foto + Motivation + Logik =

Kreative Inklusion

 

Was die reine Emofotologie betrifft: So habe ich Anfragen für mindestens ein Jahr im Voraus. Für die Fotomache, für Vorträge, für Ausstellungen …

 

Was die kreative Inklusion betrifft: Wir haben einen Leerstand in der Innenstadt mit buntem Leben gefüllt. Als barrierefreien, motivierenden, inspirierenden und in sich wachsenden Treffpunkt für alle. Für ein nachhaltig wirkendes Wir-Projekt mit noch mehr Miteinander darin und drumherum. Mit sicht- und fühlbaren Ergebnissen. Und wir wachsen wöchentlich.

 

Direkte Einblicke in unser kleines Stadtatelierprojekt 

 

Vor der Tür wird ein Foto-Set aufgebaut und vieles ist auch durch die großen Schaufenster zu sehen und die offene Tür zu hören: In der gemütlichen Sitzecke und an der mit bekannten Unterstützerinnen bunt bemalten Sichtbar wird geplaudert, diskutiert, informiert, geplant ... Auf dem großen Wandbildschirm läuft die neueste Bilderschau. Eine unserer Häkelfeen fertigt ein kunterbuntes Netzwerk für das vordere Schaufenster an. Fräulein Schminke bemalt einen Stuhl. Eine Jugendliche kreiert, auf dem Fußboden vorm kleinen Schaufenster sitzend, Patches für ein Kostüm. Eine Praktikantin zeichnet eine Spruchblase für das große Schaufenster. Einer unserer Musiker spielt Klavier. Eine Schülerin, die die Zeit bis zur Busfahrt nachhause überbrückt, klebt eine Collage. Ein Rollstuhlfahrer meldet sich für das Selbstverteidigungstraining für Menschen mit Handicap an. Eine Studentin erkundigt sich nach der jungen Selbsthilfe Uelzen. Meine allerbeste Assistentin übt deutsche Wörter mit einem sehbehinderten Iraker. In der Wirkstatt wird eine weitere Requisite erstellt. Ich zeige einem Sozialarbeiter, der eine seiner Klientinnen mitgebracht hat, unsere Räumlichkeiten und erkläre, was wir so machen.

 

Manche schauen dem munteren Treiben auch nur zu, freuen sich dabei sein zu können, trinken Kaffee, klönen oder wissen alles besser. Oder streicheln Pfiffigenie. Mitunter wird sich mehrsprachig und mit Händen und Füßen unterhalten.

 

Und da von draußen zu sehen ist, wie wohl wir uns alle im Atelier fühlen, traut sich schon der Nächste rein.

 

Und wenn mich jetzt nochmal jemand fragt, wieso es unser kleines Stadtatelier eigentlich braucht - dann hole ich tief Luft und denke bei mir: „So lange wie mir solche Fragen noch gestellt werden, braucht es kreative Inklusionsprojekte.“

Es braucht ein Miteinander. Niemand sollte allein sein müssen.

 

 

Warum mache ich alles ehrenamtlich?

 

Weil der chronische Schmerz den Farbfilm vergessen hat. Und weil sich die meisten unserer „Models“ derartig aufwändige Fototage (zzgl. aller Vor- und Nachgespräche sowie weiterer Leistungen wie Visagistik, Kostüm- und Requisitenverleih …) niemals leisten könnten. Und weil ich fotografieren möchte, wie ich empfinde und nicht, wie ein Honorar mich womöglich verpflichten könnte. Und weil wir alle glauben, dass es Sinn macht, so interessante, kreative Treffpunkte einzurichten, wo es für das Dabeisein sein können kein Geld braucht. Einen Treffpunkt, wo jemand für andere da ist.

 

Wer genau ist Pfiffigenie?

Unsere Undercovertherapeutin auf vier Pfoten

 

Unsere originellen Schaufensterdekorationen lassen viele Menschen auf unser Tun aufmerksam werden. Nicht zuletzt dank Schaufenster-Live-Actrice und „Kundenstopperin“ Pfiffigenie. Die ansonsten als Therapiefrops, Pfotomodel, Ateliermaskottchen, Wärmflasche mit Ohren und Kuscheltier fungiert und für Gesprächsstoff und gute Laune sorgt. Mittlerweile bekannt wie ein bunter Hund ist „Pfiffi“ für einige bis dato einsame Menschen ganz wichtig geworden. Und so manche unserer Gassirunden werden nicht selten zu therapeutisch wirkenden Spaziergängen. Auf den Strecken durch die Stadtmitte kommen wir mit anderen Passant*innen ins Gespräch. Auf den ruhigen Strecken durch den Park werden mir viele Erfahrungen anvertraut – auch traumatische. 

 

(*Frops = Französische Bulldogge x Mops).

 

Die Ateliergröße?

 

Barrierefreie circa 140 m² mit großen Schaufenstern, einem Eingangsbereich mit Empfangstresen (unsere Sichtbar) und Sitzecke. Der lange Flur leitet zur Wirkstatt, dem Ruheraum, der Küche, der Maske und zu den Toilettenräumen. Die eine Toilette ist behindertengerecht erhöht und mit seitlichen Griffen ausgestattet.

 

Wie machen wir nun weiter?

 

Noch musikalischer (auch mit eigenen Songtexten), noch vielseitiger … Zwei Bilderausstellungen, ein Fotomagazin und mehrere Vorträge sind in der Vorbereitung. Es wird Schirmherr*innen für einzelne Sparten geben ... Und unser, auch in Coronazeiten immer weiter gesponnenes Netzwerk erweist sich immer wieder als Schwungtuch für Möglichkeiten.

 

Bilden wir uns weiter?

 

Meine allerbeste Assistentin und ich sind seit Dezember 2022 auch Ersthelferinnen für mentale Gesundheit (MHFA).

 

Anerkennung unseres sozialen Engagements

 

Für uns bedeutet das: Jeden Tag Dank. In Form von Worten, Taten, Lächeln, Umarmungen, Bildern, handgefertigten Kleinkunstwerken, selbst gebackenen Kuchen … anerkennende Zeitungsartikel, Radioberichte …

 

Noch vor Corona durfte ich mir die goldene Ehrennadel des Paritätischen Niedersachsen für mein Ehrenamt anstecken lassen.

 

In 2021 konnte unser kleines Stadtatelier-Team u.a. ein förderliches Treffen mit der damaligen Bundestagesabgeordneten Kirsten Lühmann im Bundestags-gebäude in Berlin wahrnehmen.

 

Zu alledem hat - in 2022 - Soroptimist International Club Uelzen mir für mein soziales und nachhaltiges Engagement den Lore-Preis verliehen. In einem besonders feierlichen Rahmen im Rathaus der Hansestadt Uelzen.

 

Ich bin dankbar

 

Dankbar für all die Chancen, Möglichkeiten, die Hilfe und die Unterstützungen, werde ich mich weiter mit aller Kraft, Energie, Kreativität und ganz viel Liebe für Unser kleines Stadtatelier einsetzen. 

 

Mit farbfilmfröhlichen Grüßen 

 

Brigitte Schulz

 

Gezeichnet von Heiko Brummelhop.
Gezeichnet von Fräulein Schminke Anke Brinckmann.

 

Damals, kurz nach der Eröffnung unseres ersten kleinen Stadtateliers. Würde unser wundervolles Fräulein Schminke auch alle zeichnen, die bis heute dazu-gekommen sind, wäre das ein Vollzeitjob. 7 Tage die Woche. Rund um die Uhr.

 

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