Auch diese Seite wird aus Gründen neu erstellt. Den Weg von der ehrenamtlichen Selbsthilfefotografie zur kreativen Inklusion möchte ich euch hier nach und nach in Worten und Bildern beschreiben. Von der Emofotologie bis hin zu unserem kleinen Stadtatelier. Vom Paritätischen Uelzen, Aktion Mensch ... bis über die Hamster ... Vom Beginn bis in die Zukunft ... Der Weg zum gemeinnützigen Verein ... Unser kleines Stadtatelier für kreative Inklusion e.V:

 

 

Danke für die wundervolle Stimmung

 

Wir danken von Herzen dem Ehepaar Kersjes für dieses wertvolle Geschenk, das bereits zu einem großartigen Mittelpunkt in unserem kleinen Stadtatelier geworden ist.

 

Mehr über dieses nostalgische Instrument mit dem zauberhaften Klang, sowie über das Familienunternehmen KostialPiano (Transport, Beratung, Wartung, Klavierstimmung ...), lässt sich nachlesen unter dem Button.

Ich geb Gas, ich geb Gas …
Probefahrt mit dem gespendeten E-Scooter


Stellt euch vor, ihr seid auf einen E-Rollstuhl angewiesen und das Ding ist kaputt. Wenn ihr dann wochenlang auf einen Service-Techniker warten müsst, dann könnten euch Worte oder Sätze in den Kopf kommen, wie: „Freiheitsberaubung! Wir müssen leider drinnen bleiben? Warum sollten Behinderte auch vor die Tür und an die frische Luft wollen? Es gibt doch Essen auf Rädern.“ 

Ähnlichkeiten mit noch lebenden Personen sind nicht zufällig.

Tatsächlich beschreibe ich hier keine Ausnahmezustände. Und auch die Frage, wieso Behinderte überhaupt vor die Tür wollen könnten (sie könnten sich doch alles liefern lassen), ist - leider - nicht erfunden.

Ein mir bekannter Rollifahrer sitzt seit Weihnachten in seiner Wohnung fest, weil seine Rollstuhlakkus nicht laden. Ich habe diese Geschichte weitererzählt. Dem lieben Thomas Greibaum, der Unser kleines Stadtatelier sehr schätzt, hat das keine Ruhe gelassen. Darum hat er uns nun einen E-Scooter zur Verfügung gestellt, den wir bei Bedarf verleihen können. Ronja und Heiko haben damit gestern erste Probefahrten absolviert und sind begeistert. Wir alle sind begeistert und es sind auch einige Tränen der Rührung geflossen. Unser ganzes Team sagt:

 

„Danke-Danke-Danke!!!“ 

 

Und Mittwoch lassen wir es wieder musikalisch krachen!!!

Meine allerbeste Assistentin, Kollegin, Freundin Ronja und ich haben uns gemeinsam fortgebildet. 

 

Da wir die erste Hilfe für die psychische Gesundheit für genauso wichtig erachten wie die erste Hilfe für die körperliche Notfallversorgung, haben wir an einem entsprechenden Kurs teilgenommen und im Dezember 2022 die Prüfung bestanden.

 

Wir sind jetzt auch Ersthelferinnen für mentale Gesundheit (MHFA / Mental Health First Aid).

 

Wir freuen uns und haben auch für 2023 ganz viel in Planung. Lasst euch überraschen.

 

Unser kleines Stadtatelier findet ihr in der Stadtmitte, im Herzen der Hansestadt Uelzen. 

Unser kleines Stadtalier  Kleine Mühlenstraße 7  29525 Uelzen

 

Stand Oktober 2022

 

Unser kleines Stadtatelier

 

lässt sich mit Worten kaum beschreiben. Weil wir damit in keine Schublade passen. Von daher gibt es auf dieser Internetseite viele Bilder von vor und hinter den Kulissen zu sehen. Bilder, die etwas von unserem Beginn in Uelzen zeigen sowie den Weg bis ins Heute.

 

Jener Weg hat am 1.11.2020 in der Schuhstraße / Ecke Hutmacherstraße mit ehrenamtlicher Emofotologie, d.h. der Selbsthilfefotografie in unserem ersten kleinen Stadtatelier begonnen. Also mit Beginn jener Coronazeiten mit gefühlt unzähligen Lockdowns sprich Hockdowns im Home-Office usw. Doch haben wir - dank Emofotologie, Streetworking und Öffentlichkeitsarbeit – in unserem ersten Uelzenjahr ein stabiles Netzwerk spinnen können, das sich bis heute als Schwungtuch für viele hilfreiche, interessante und neue Möglichkeiten beweist.

 

Mit einer Starthilfe von Aktion Mensch und unter der Schirmherrschaft des Paritätischen Uelzen durfte unser Projekt in seinen ersten 2 Jahren erwachsener werden.

 

So ist unser zweites - und nicht mehr ganz so kleines - Stadtatelier in der kleinen Mühlenstraße 7 zu einem bunten Ort für kreative Inklusion geworden. Für mehr Barrierefreiheit auch in den Köpfen. Die räumliche Barrierefreiheit ist in unserem Atelier, das vorher ein Sanitätshaus gewesen ist, sowieso gegeben. Was bei unserem Start dort extrem hilfreich gewesen ist. Ich war mit dreifachen Knöchelbruch im Rollstuhl bzw. an zwei Krücken unterwegs und meine allerbeste Assistentin sitzt dauerhaft im Rollstuhl. Aber wir sind ja kreativ. Und so ist …

… unser kleines Stadtatelier für kreative Inklusion mittlerweile für viele Menschen ein besonderer Mittelpunkt geworden.

 

Vor unserer, für alle offenen Tür gibt es keine Schwellenängste und unser buntes, inspirierendes und motivierendes Miteinander fördert die Kontaktfreudigkeit immer weiter. Was in Zeiten, in denen bei so vielen Menschen die Sicherheitsgefühle abhandenkommen, immer wichtiger wird:

 

Zitate: „Mein zweites Zuhause.“ „Wie eine zweite Familie.“ „Hier kann ich wieder nützlich sein.“ „Hier werde ich verstanden.“ „Hier kann ich sein wie ich bin.“ „Ein Friedensort.“ „Meine Energietankstelle.“ „Hier bin ich nicht allein.“ „Immer war ich die am Rand. Hier bin ich in der Mitte.“ „Dank euch sehe ich mich heute mit anderen Augen. Ich weiß jetzt, was ich kann, und dass ich was wert bin. „Hier bekomme ich Hilfe.“ „Hier habe ich mein Lachen wieder gefunden.“ „Dank euch gebe ich jetzt sogar Volkshochschulkurse.“ „Immer wieder gibt es hier was Neues zu sehen, aber irgendwie ist alles auch immer wie vertraut.“ „Um zu euch kommen zu dürfen, braucht es keinen Termin.“ „Bei euch gibt es nicht diese Stuhlkreissituation.“ … „Ihr holt die Menschen ohne Erwartungshaltung emotional ab.“ „Was ich meiner Familie nicht sagen mag und auch nicht einem Therapeuten, das kann ich euch erzählen. Ohne dass es mir peinlich ist.“

 

Wir meinen: Jeder Mensch ist wichtig.

 

Für Ronja, meine allererste und nach wie vor allerbeste Assistentin, und mich, ist das Ganze viel mehr als nur ein Herzensprojekt. Wir leben die kreative Inklusion. Die Beteiligungskultur. Das Miteinander. Das Wir. Und wir sind glücklich, dass unser kleines Stadtatelier immer mehr lebt und in sich wächst. Dass es derart angenommen wird, dass wir jede Woche 50 Stunden ehrenamtlich vor Ort sind. Jede Woche kommen weitere Menschen hinzu. Darum hat meine ehrenamtliche Assistentin jetzt auch einen ehrenamtlichen Assistenten. Jürgen sitzt wie Ronja im Rollstuhl und ergänzt unser kleines Team wunderbar.

 

Mit Beginn des neuen Schuljahres, haben wir auch wieder eine Praktikantin von der Fachoberschule für Gestaltung bekommen. Für so einen jungen Menschen, der während der Coronazeit das Zimmer kaum verlassen hat, ein großer Schritt. Vom Home-Shooling ins bunte (Er)Leben. Sie ist mittlerweile unsere dritte Praktikantin. Zuerst durften wir Faro aus Afghanistan ein Schuljahr begleiten und für zwei Wochen ein junges Mädchen mit selektivem Mutismus. Ein Mädchen, das außerhalb seines Zuhauses nicht zu sprechen vermag. Da war es hilfreich, dass bei uns Bilder und auch mittlerweile unsere eigene Musik eine ganz große Rolle spielen.

 

Woran leiden viele der Menschen, die zu uns kommen?

 

Wir lernen viele Menschen kennen, die ohne jedes Zugehörigkeitsgefühl sind. Menschen, die sich aus dem sozialen Leben zurückgezogen haben. Die Gründe dafür sind u.a.: Unsichtbare, chronische, physische und/oder psychische Krankheiten, sichtbare Handicaps, sprachliche/kulturelle Barrieren, hohes Alter/Gedächtnisprobleme, Trauer, Hypersensibilität, Mobbing, Traumata (Flucht, Gewalterfahrungen), Verständnisprobleme … das Gefühl der Nutzlosigkeit (nicht systemrelevant ist für mich das Unwort der vergangenen Jahre), Altersarmut, Hilflosigkeit, Krebs, ADHS, Depression, Parkinson, Morbus Crohn, Fibromyalgie, Kinderlähmung, Querschnittlähmung, Conterganschädigungen, dissoziative Identitätsstörung (mich stört das Wort Störung), Schizophrenie, Amputation, Suchtkrankheiten, psychogenes Schweigen, Muskelschwäche, Neuropathie, Unfallfolgen, Langeweile, Einsamkeit, Lebens-, Existenz-, und/oder Zukunftsangst, soziale Phobien …

 

Und viele trauen sich kaum noch den Fernseher anzuschalten: Krieg, Klimawandel, der rote Knopf, Preiserhöhungen … Da tun sich Fragen auf wie: „Was werden die Folgen für uns sein?“ „Wieso gibt es eine Zweiklassenflüchtlingsgesellschaft?“ „Darf ich in diesen Zeiten noch lachen? Ist das Leben noch lebenswert?“ „Warum soll ich morgens aufstehen?“

In unserem kleinen Stadtatelier können Menschen (wieder) sichtbarer werden. Mehr Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl erlangen und (wieder) mit anderen zusammenwirken. Mehr Teilhabe und Wir-Gefühl erleben und wieder selbstorientierter werden. Bei der Öffentlichkeitsarbeit aktiv mitwirken. Kreativ werden, (mit)helfen oder einfach dabei sein, zuschauen, mitreden, Kaffee trinken …

 

Ich glaube: Das Wichtigste in diesen Zeiten ist: dass wir da sind. Wir reden natürlich über die gesundheitlichen Einschränkungen, mit denen etliche Betroffene zu uns kommen, aber keine dieser Einschränkungen bestimmt danach bei uns den Atelieralltag. Logisch ist es wichtig, eine Art Gebrauchsanweisung zu bekommen, damit unser Miteinander funktionieren kann, aber je mehr wir werden, desto klarer wird uns, wie stark wir uns ergänzen können. Was wir alles miteinander und füreinander tun und bewirken können. Und das machen wir dann auch. Dabei sind wir dankbar über so viel gegenseitiges Vertrauen und Zutrauen. Gesunde dürfen selbstverständlich auch mitmachen. Unsere Tür steht allen lieben Menschen offen. Auch Gesunden. Wir mobben keine Gesunden.

 

Was treibt die meisten zu uns?

 

Es gibt neben den Neugierigen - „Was ist das hier für ein Atelier?“ - in der Hauptsache noch vier Gruppen:

  • Kontaktsuchende / Einsame / Randständige / Gehandicapte
  • Menschen, die kreativ sind, es waren oder wieder sein wollen.
  • Menschen, die in sozialen Bereichen beruflich tätig sind und sich mit uns vernetzen möchten. Oder Menschen, die sich ehrenamtlich sozial engagieren möchten.
  • Menschen, die sich sozial oder/und kreativ in die Gesellschaft einbringen möchten und sich darum für dementsprechende Berufe interessieren (Musiktherapie, Kunsttherapie, Pflegeberufe …). Was Praktika bei uns für viele interessant macht.

Die jüngste regelmäßig Kommende ist 13 und Gymnasiastin, die Ältesten gehen auf die 90 zu und kommen beispielsweise aus der Seniorenresidenz zu uns.

 

Wo leben die Menschen, die zu uns kommen?

 

In der Mehrzahl finden Einheimische aus dem Landkreis Uelzen den Weg zu uns. Gleichzeitig auch Zugezogene, Urlaubende oder Geflüchtete. Z.B. Menschen aus Irland, Malta, Spanien, Türkei, Afghanistan, Ukraine, Russland, Frankreich, Holland, China ... Weil unser kleines Stadtatelier im Stadtzentrum gut sichtbar ist, schauen jede Woche auch interessierte/neugierige Durchreisende zu uns herein, von denen sich viele mit uns dauerhaft vernetzen.

Jeder Ateliertag ist wie eine Wundertüte – wir wissen nie, wer als Nächstes durch die Tür kommt. Doch:

Jeder Mensch ist wichtig.

 

Und sonst so?

 

Hinter den Kulissen bereiten wir die Fototage sowie Vorträge vor und kleine Krea(k)tivkurse, Info- und Mitmachtage, Lesungen oder auch Beratungen.

Themen sind u.a.:  Selbstverteidigung auch für Menschen mit Handicap sowie Special Make-up, Face- und Bodypainting, Masken gestalten, onkologische Kosmetik, Hilfe bei gesundheitlichen Haarproblemen, kreatives Schreiben, Poetry, Bildersprache (Fotografie, Malerei, digitales Zeichnen, Bildbearbeitung …), Gebärdensprache, Kräutersprache, Körpersprache, Musiksprache, Häkelkunst, Kostüme kreieren …

 

Bei Bedarf haben wir weitere Ansprechpartner*innen aus weiteren kreativen, gesundheitsfördernden, bildungsfördernden und sozial beratenden und coachenden Bereichen. Genauso aus dem Tierschutzbereich. Beispielsweise ein Sanitätshaus für Tiere, eine Tierphysiotherapeutin auch für Tiere mit Handicap, eine Tiertafel ... Dazu kommen Mantrailer*innen ... Als ehemalige, langjährige Dipl. Pferdeverhaltenstherapeutin/Reitausbilderin (auch für Menschen mit Handicap) habe ich immer noch auch tierisch gute Kontakte.

Wir sind auch vernetzt mit der Teilhabeberatung, mit Genesungsbegleiter* innen, Trialogerfahrenen, mit Kliniken, der Selbsthilfegruppenkoordinierung (Ronja bietet auch jeden Mittwoch Infostunden über die junge Selbsthilfe an), Kreisvolkshochschule, mit Fachhochschulen sowie mit Verlagen …

 

Wo möchten wir unsere nächsten Ausstellungen stattfinden lassen?

 

Wir planen einen Ausstellungspfad: Eine Bilder- und Objekt-Ausstellung in unseren Räumen, zeitgleich eine Ausstellung im Integrationscafé Samocca (Fußgängerzone Uelzen), in der Kreisvolkshochschule Uelzen sowie in einigen Schaufenstern der bisher mitwirkenden Uelzener Geschäfte (Geschäfte, vor deren Schaufenstern wir fotografiert haben bzw. deren Geschäftsinhaber*innen uns unterstützt haben.) Im Rahmen unserer Atelier-Vernissage werden wir auch Fotokostüme, handgefertigte Requisiten wie die Corona-Virenmodelle, das Bürgermeistermodell, einige Stadtsymbolmodelle und insbesondere den einladenden Stuhl zeigen. Einige der „Models“ werden in Originaloutfits live auftreten. Holger Hammer, Uelzens bester und berühmtester Privatschnüffler (den wir auch für eine Kinovorführung fotografiert haben) alias Carsten Schlüter (der (!) Uelzenkrimiautor und unser Lieblingsredakteur bei Radio ZuSa) wird auch kommen. Es wird zudem musikalische und poetrysche Untermalung geben und so auch die Welturaufführung unserer ersten eigenen Songs/Raps.

 

Wir haben regional wie überregional Anfragen für weitere Ausstellungen (beispielsweise von Schulen und Kliniken). Eine für Belgien geplante Ausstellung konnte pandemiebedingt leider nicht stattfinden. Ansonsten haben wir vor Corona bereits mehrfach in Uelzen ausgestellt und auch in Hannover. Online haben wir bereits - mit Professor Müller-Teusler - bebilderte Vorlesungen für Studierende der Sozialpädagogik halten dürfen.

 

Zusammenfassend planen wir für Anfang 23 ein Fotomagazin mit Bildern, Artikeln, Gedichten … zu erstellen. Eines bildschönen Tages auch in Kombination mit einem Hörbilderbuch und virtuellen Galerieräumen. Wir möchten auch eine CD mit unseren Songs/Raps aufzunehmen und dafür auch die Coverfotos und kurze Erklärtexte erstellen. Wir planen eine Radiosendung, denken eine zweite Kinovorführung an …

 

Was ist Emofotologie / die Selbsthilfefotografie? Und warum? Fotos auf Rezept?

 

Auch für ein Zurück ins soziale Leben und für mehr Sein als (An)Schein.

Wir nehmen uns Zeit für die Bildermache. In meinen Augen sind Porträts auch Fingerabdrücke der Seele. Darum mache ich keine Fotos to go.

 

Mal eine persönliche Frage: Stell dir vor, du könntest nur noch ein einziges Foto machen oder nur noch ein einziges Foto bekommen. Was für ein Bild würde das werden sollen? Was würdest du noch zum Ausdruck zu bringen wollen? Wie es dir geht? Was dir hilft? Was dich bewegt? Oder willst du einfach, nach langer und schlimmer Krankheit, mal wieder bildschön aussehen? Oder möchtest du deinem ach, so sozialen Umfeld per Bildersprache die Meinung sagen? Oder, oder, oder …? Denk in Ruhe nach und, wenn du magst: rede mit mir über diese Frage, die verdeutlichen soll, dass die Emofotologie u.a. bei der Selbstorientierung bzw. Neuorientierung, also bei dem Wer-wie-was-wo bin-ich? behilflich zu sein vermag.

 

Die Emofotologie macht Sinn. Sie fördert die Selbstbestimmung, Problem-lösungskompetenzen und die soziale Integration. Die Emofotologie kann auch als eine Art Recovery-Modell (Recovery = Wiederherstellung, Erholung …) verstanden werden.

 

Emotionale Bilder berühren, gehen unter die Netzhaut und ans Herz, machen nachdenklich oder regen auf und Diskussionen an. Die Bildersprache, international wie ein Lächeln, hilft - wie die Musik und die Körpersprache - sich auch nonverbal verständigen zu können.

 

Die gemeinschaftlichen Planungen für eine Bildgestaltung wecken auch vergessene Emotionen und fördern die soziale Kompetenz. Das Zusammenwirken am Fotoset, sei es als Model, Fotograf*in, Assistent*in, Besserwisser*in hilft anderen und sich selbst, bereitet Freude und verbreitet hier und da auch farbfilmfröhliches Chaos. So vermag die Selbsthilfefotografie Menschen vor, hinter und neben der Kamera zu helfen.

 

Übrigens gibt es einen beträchtlichen emofotologischen Kostüm- und Requisitenfundus, verteilt auf unser kleines Stadtatelier und mein kleines Zuhause-Atelier.

 

Ich habe auch Anfragen für noch sensiblere Themen, wie beispielsweise die Sterbefotografie. Eines meiner Herzensthemen ist fotografieren für Menschen mit demenziellen Veränderungen. Damit diese, mit einem aktuellen Foto in der Hand im wahrsten Sinne des Wortes begreifen können, dass sie noch da sind.

Es gibt Fototermine, bei denen der Mensch vor meiner Kamera und ich niemanden dabei sein lassen. Und es gibt die öffentlichen Termine. Unsere öffentlichen Shootings in der Stadtmitte bringen Menschen zusammen, die ansonsten nicht miteinander ins Gespräch kommen würden. So helfen uns auch immer mehr Geschäftsleute leihweise mit Requisiten aus (von der Sonnenbrille bis hin zum antiken Taucherglockenhelm) oder bieten ihre Schaufensterbereiche als Kulissen an. Wir tragen also auch zur Innenstadtbelebung bei.

 

Emofotologie (Selbsthilfefotografie) = Emotion +Foto + Motivation + Logik = ein erster Weg zur kreativen Inklusion

 

Was die reine Emofotologie betrifft: So habe ich Anfragen für mindestens ein Jahr im Voraus. Für die Fotomache, für Vorträge, für Ausstellungen …

 

Was die kreative Inklusion betrifft: Wir haben einen Leerstand in der Innenstadt mit buntem Leben gefüllt. Als barrierefreien, in sich wachsenden Treffpunkt für alle. Für ein nachhaltig wirkendes Wir-Projekt mit noch mehr Miteinander darin und drumherum. Mit sicht- und fühlbaren Ergebnissen. Und wir wachsen wöchentlich.

 

Direkte Einblicke in unser kleines Stadtatelierprojekt 

 

Vor der Tür wird ein Foto-Set aufgebaut und vieles ist auch durch die großen Schaufenster zu sehen und die offene Tür zu hören: In der gemütlichen Sitzecke wird geplaudert, diskutiert, informiert, geplant ... Auf dem großen Wandbildschirm läuft die neueste Bilderschau. Eine unserer Häkelfeen fertigt ein kunterbuntes Netzwerk für das vordere Schaufenster an. Fräulein Schminke bemalt einen Stuhl. Eine Jugendliche kreiert, auf dem Fußboden vorm kleinen Schaufenster sitzend, Patches für ein Kostüm. Unsere Praktikantin zeichnet eine Spruchblase für das große Schaufenster. Einer unserer Musiker spielt Keyboard hinter der von Fräulein Schminke bunt bemalten Sichtbar. Eine Schülerin, die die Zeit bis zur Busfahrt nachhause überbrückt, klebt eine Collage. Ein Rollstuhlfahrer meldet sich für das Selbstverteidigungstraining für Menschen mit Handicap an. Eine Studentin erkundigt nach der jungen Selbsthilfe Uelzen. Meine allerbeste Assistentin bekommt ein Infoplakat an den Rollstuhl gehängt, um damit durch die Stadt rollen zu können. In der Wirkstatt wird eine weitere Requisite erstellt. Was? Lasst euch überraschen.

 

Ich zeige einem Sozialarbeiter, der eine seiner Klientinnen mitgebracht hat, unsere Räumlichkeiten und erkläre, was wir so machen.

Manche schauen dem munteren Treiben auch nur zu, freuen sich dabei sein zu können, trinken Kaffee, klönen oder wissen alles besser. Oder streicheln Pfiffigenie. Mitunter wird sich mehrsprachig und mit Händen und Füßen unterhalten.

 

Und da von draußen zu sehen ist, wie wohl wir uns alle im Atelier fühlen, traut sich schon der Nächste rein.

 

Und wenn mich jetzt nochmal jemand fragt, wieso es unser kleines Stadtatelier eigentlich braucht - dann hole ich tief Luft und denke bei mir: „So lange wie mir solche Fragen noch gestellt werden, braucht es kreative Inklusionsprojekte.“

Es braucht ein Miteinander. Niemand sollte allein sein müssen.

 

Wieso ist es so kompliziert an Fördergelder zu kommen?

 

Fördergelder werden in der Regel auf verschiedene Schubladen verteilt. Da unser kleines Stadtatelier - weil für alle da - in keine Schublade passt, passen die meisten Verteilerschlüssel nicht. Wir möchten aber nicht in Schubladen denken müssen und wären glücklich, wenn wir dauerhaft unterstützt würden, damit wir uns in Ruhe auf das Wesentliche konzentrieren dürfen. Dafür werden wir auch weiterhin alles ehrenamtlich machen.

 

Warum mache ich alles ehrenamtlich?

 

Weil der chronische Schmerz den Farbfilm vergessen hat. Und weil sich die meisten unserer „Models“ derartig aufwändige Fototage (zzgl. aller Vor- und Nachgespräche sowie weiterer Leistungen wie Visagistik, Kostüm- und Requisitenverleih …) niemals leisten könnten. Und weil ich fotografieren möchte, wie ich empfinde und nicht, wie ein Honorar mich womöglich verpflichten könnte. Und weil wir alle glauben, dass es Sinn macht, so interessante, kreative Treffpunkte einzurichten, wo es für das Dabeisein sein können kein Geld braucht. Einen Treffpunkt, wo jemand für andere da ist.

 

Woanders fragen manche Leute kopfschüttelnd: „Was macht eigentlich die Brigitte?“ „Die arbeitet nicht mehr als Pferdeflüsterin. Die ist doch krank. Die knipst ein bisschen. Die ist jetzt Fotoflüsterin.“ „Ach. Was knipst die denn so?“ „Andere Kranke.“ „Autsch! Das ist doch krank. Wer will denn so was sehen? Kann man damit Geld verdienen?“ Das sind Sätze, die mich antreiben. Und ohne das Vertrauen all derer, die sich bisher von mir ins Bild haben setzen, stellen oder legen lassen, wären wir nicht so weit gekommen.

 

Wer genau ist Pfiffigenie?


Unsere Undercovertherapeutin auf vier Pfoten.

 

Unsere originellen Schaufensterdekorationen lassen viele Menschen auf unser Tun aufmerksam werden. Nicht zuletzt dank Schaufenster-Live-Actrice und „Kundenstopperin“ Pfiffigenie. Die ansonsten als Therapiefrops, Pfotomodel, Ateliermaskottchen, Wärmflasche mit Ohren und Kuscheltier fungiert und für Gesprächsstoff und gute Laune sorgt. Mittlerweile bekannt wie ein bunter Hund ist „Pfiffi“ für einige bis dato einsame Menschen ganz wichtig geworden. Und so manche unserer Gassirunden werden nicht selten zu therapeutisch wirkenden Spaziergängen. Auf den Strecken durch die Stadtmitte kommen wir mit anderen Passant*innen ins Gespräch. Auf den ruhigen Strecken durch den Park werden mir viele Erfahrungen anvertraut – auch traumatische. 

(*Frops = Französische Bulldogge x Mops).

 

Die Ateliergröße?

 

Barrierefreie circa 140 m² mit großen Schaufenstern, einem Eingangsbereich mit Empfangstresen (unsere Sichtbar) und Sitzecke. Der lange Flur leitet zur Wirkstatt, dem Ruheraum, der Küche, der Maske und zu den Toilettenräumen. Die eine Toilette ist behindertengerecht erhöht und mit seitlichen Griffen ausgestattet.

 

Und wie machen wir nun weiter???

 

Wir verselbstständigen uns weiter. Als gemeinnütziger Verein. Vernetzungen, Fusionen/Kooperation sind nach wie vor möglich.

 

In diesem Sinne: Vielen Dank für Euer Interesse. Es ist mir ein Vergnügen für euch zu (be)schreiben und zu machen und zu tun. Fühlt euch herzlich eingeladen, uns in unserem kleinen Stadtatelier zu besuchen.

 

Im Namen aller Mit(be)wirkenden

 

Eure Brigitte

 

 

PS: Anerkennung unseres sozialen Engagements

 

Für uns bedeutet das: Jeden Tag Dank. In Form von Worten, Taten, Lächeln, Umarmungen, Bildern, handgefertigten Kleinkunstwerken, selbst gebackenen Kuchen … anerkennende Zeitungsartikel, Radioberichte …

 

Noch vor Corona durfte ich mir die goldene Ehrennadel des Paritätischen Niedersachsen für mein Ehrenamt anstecken lassen.

 

In 2021 konnte unser kleines Stadtatelier-Team u.a. ein förderliches Treffen mit der damaligen Bundestagesabgeordneten Kirsten Lühmann im Bundestags-gebäude in Berlin wahrnehmen.

 

Zu alledem hat - in 2022 - Soroptimist International Club Uelzen mir für mein soziales und nachhaltiges Engagement den Lore-Preis verliehen. In einem besonders feierlichen Rahmen im Rathaus der Hansestadt Uelzen.

 

Schirmherrschaft und so

 

Von 2019 bis Oktober 2022 durfte ich ehrenamtlich unter der Schirmherrschaft des Paritätischen Uelzen agieren. Demnächst treten wir als gemeinnütziger Verein in den Spitzenverbund des Paritätischen ein. Weitere Kooperationen sind möglich.

 

Über neue, sprich mehrere Schirmherr*innen denke ich noch nach. Lasst euch überraschen. Ihr könnt aber auch noch Vorschläge machen bzw. euch bewerben. 

 

 

Damals, kurz nach der Eröffnung unseres ersten kleinen Stadtateliers. Würde unser Fräulein Schminke nun auch alle zeichnen, die bis heute dazugekommen sind, wäre das ein Vollzeitjob. 7 Tage die Woche. Rund um die Uhr.

 

 

Heute

 

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