Das Leben ist ein kostbares Gut
Wer dem Tode entronnen ist, in unzähligen OPs zusammengeflickt worden ist, weiß das. Ist vielleicht sogar ein wertvollerer und auch originellerer Mensch geworden. Weil behutsamer, achtsamer, großzügiger, mildtätiger … geworden. Anderen und sich selbst gegenüber.
Kintsugi - eine traditionelle japanische Reparaturtechnik - bedeutet „reparieren mit Gold“. Zerbrochenes Porzellan wird dabei mit einer Mischung aus Klebstoff und Blattgold-Flocken wieder zusammengefügt. So vermag ein einst zerbrochener Krug besonderer, wertvoller, kunstvoller und noch wertgeschätzter werden.
Ich denke, mehr Worte braucht es nicht, um zu erklären, warum wir diese Bilder - nach einigen Vorgesprächen - haben entstehen lassen. Emofotologie = Emotion + Motivation + Logik + Fotografie = Ehrenamtliche soziale und künstlerische Selbsthilfefotografie. (Übrigens habe ich das Patent darauf.)
PS: Farbe und Blattgold ließen sich wieder abwaschen. Aber der neue Spitzname bleibt: Er ist nun der Goldmichel. An dieser Stelle: "Vielen Dank für dein Vertrauen."
Und so ernst das Thema auch ist, so lustig war dennoch dieser goldige Fotonachmittag. Galgenhumor ist sowieso eine Medizin, die ich täglich konsumiere. Doch natürlich gilt auch hierbei: Die Dosis macht das Gift.
Der Reihe nach: Der Krug, den Ronja und ich aus dem Mehrwertladen geholt haben, ist von mir ganz vorsichtig zerdeppert worden. Moritz hat ihn danach wieder geschickt zusammengeklebt und die Sprünge vergoldet. Das Blattgold haben wir, sowohl am Krug als auch an Goldmichels Körper, mit Wimpernkleber angepappt (ein toller Tipp vom Fräulein Schminke).
Elfi und Moritz haben während des Fotoshootings aufgepasst, dass ich nicht von der Stehleiter falle. Nicole hat derweil Pfiffigenie an der Leine gehabt. Wieder also: Teamwork pur.
Bleibt jedoch - wie so oft - die Frage: Wie könnte ich der Versicherung erklären, sollte jemand vor lauter Begeisterung oder Schreck (?) gegen die Laterne laufen oder auf der Straße die Kurve nicht kriegen? Der eine Stadtbusfahrer hatte zumindest kurz angehalten, um in Ruhe gucken zu können. Ich habe nämlich - wie so oft - neben unserem kleinen Stadtatelier fotografiert. Die Passant*innen und die Handwerker auf dem Dach von der Textilpflege Ebel nebenan hatten übrigens nichts gegen die Abwechslung einzuwenden. Und überhaupt wundert sich in unserer Nachbarschaft eigentlich niemand mehr über unser Tun. Unsere Nachbarschaft ist die allerbeste und weiß einfach auch zu schätzen, dass es bei und mit uns nie langweilig wird. Angemalt haben wir den Goldmichel so auch direkt hinterm Schaufenster. :) Und es war nicht so, wie es auf den ersten Blick aussieht. Er hat noch was angehabt.