Statt Karten

 

Neue Wurzeln als Birnenbaum

 

Herzlichen Dank für die große Anteilname, die stillen Umarmungen, lieben Worte … Meine Mutter, mein Bruder und ich sind tief berührt.

 

Nie wieder hatte mein bodenständiger, naturverbundener Vater unser Zuhause verlassen wollen. Einst durch Krieg und Flucht entwurzelt, waren ihm und seinen Eltern und Geschwistern auf unserem Immenhof neue Wurzeln gewachsen. Er hatte (s)eine zweite Heimat gefunden, eine eigene Familie gegründet und ein großes Lebenswerk schaffen können. Mit 88 Jahren ist er am 8. November - am Geburtstag meiner Mutter - bei uns zuhause friedlich eingeschlafen.

 

Wir haben uns für eine Tree-of-Life-Bestattung entschieden, weil er dadurch in unserem Garten erneut anwachsen und sich für immer und ewig verwurzeln darf. Mit einem Birnenbaum.

 

Meine Mutter wird ihn bereits vom Küchenfenster aus ansehen können. Pfiffigenie könnte ihm ans Bein pieseln und Papa könnte mit Birnen werfen. Ich werde aufpassen, dass ihn keine Ponys anknabbern. Das alles wird ihm gefallen.

 

Und ja, das Ganze ist legal. Natürlich hätte ich auch illegal gehandelt, um ihm seinen letzten Wunsch zu erfüllen: Seine Asche auf dem Hof zu verstreuen. Jetzt hilft seine Asche den Birnenbaum wachsen zu lassen. Eine tröstliche Vorstellung.

 

Wir danken wir dem Paritätischen Uelzen für die liebevolle Fürsorge bis zur vorletzten Woche. Er hat die Tagespflege genossen. Wir danken dem Team des Bestattungshauses Schroeter in Ebstorf für die würdevolle Übernahme, die einfühlsame Beratung, die großartige Unterstützung und eine wundervolle Mitmenschlichkeit (und die Birnendekoration). Wir danken unserer Pastorin Anne Stucke u.a. für eine mitempfindende Trauer- und Hoffnungsrede, die wir niemals vergessen werden. Wir danken euch.

 

Danke-Danke-Danke. Trost finden wir heute in unserer Familie, in unserem Zuhause und in dem Bewusstsein, dass er bald wieder da ist.

 

 

* Zettritz 17.06.1935    

† Immenhof 8.11.2023

 

Am 8. November hat mein Vater seine Augen für immer geschlossen. Zuhause, in Frieden, im Schlaf, in aller Ruhe. Der Dieter: Ehemann, Vater / Papa Schulz, Bruder, Onkel, Opa, Freund, Pferdemann, Hühnerzüchter, Eiermann, Landwirt …

 

In seinen letzten Tagen waren wir rund um die Uhr mit ihm daheim. Sterbebegleitung ist ein Geschenk für beide Seiten.

 

Die Familie gibt uns Trost. Auch danken wir dem Paritätischen Uelzen für die liebevolle Fürsorge bis zur vorletzten Woche. Sowie dem Bestattungshaus Schroeter in Ebstorf für die würdevolle Übernahme.

 

Wir haben uns - im Sinne meines Vaters - für eine Tree-of-Life-Bestattung, eine Baum-des-Lebens-Bestattung entschieden.

 

In stillem Gedenken

 

Brigitte

Ist Sterbefotografie pietätlos?

 

Viele von euch wissen, wie gerne und oft er vor meiner Kamera war. Er hatte dabei oft darüber geredet, dass ich ihn auch damit bis zum Schluss begleiten möge. Ganz früher pflegte er zu sagen: „Wenn ich gestorben, setzt in die Zeitung: Dieter ist tot – Pferde zu verkaufen.“ Das habe ich nun nicht gemacht. Aber dafür einige letzte Lebenserinnerungen.

 

Auch Pfiffigenie war also als Sterbebegleiterin in seiner letzten Woche mit dabei. Einer seiner letzten Blicke hat somit auch ihr gegolten. Er hatte sich schon auf den Weg gemacht, doch als ich sie zum allerletzten Mal auf sein Pflegebett gesetzt habe, hat er noch ein Mal die Augen geöffnet und sie angesehen. Auch jenen Moment werde ich nie vergessen.

 

 

Achtung! Auch kein Post für kleine Kinder und zart Besaitete

 

Die Sandmännchen waren da

 

Ewig schlafen wollen oder müssen? Nicht schlafen können oder bloß nicht schlafen wollen?

Nicht schlafen wollen, weil die Alpträume kommen? Nicht schlafen können, weil senile Bettflucht? Unbedingt aufwachen wollen, weil im Wachkoma liegend? Müde oder lebensmüde? Für immer schlafen müssen, weil …? Mit oder ohne Hoffnung? Winterschlaf, Frühjahrsmüdigkeit, Sterbehilfe …

 

In unserem kleinen Stadtatelier für kreative Inklusion gibt es keine Tabuthemen. Und auch die Emofotologie / Selbsthilfefotografie befasst sich mit sehr persönlichen Themen. Emofotologie ist nicht immer farbfilmfröhlich, aber immer sehr persönlich. Die Bilder sprechen für sich und lassen gleichzeitig Raum für Interpretationen. Ich möchte heute dazu auch gar nicht viel schreiben. Nur so viel: Wir haben vorab emotional diskutiert und es wird nicht das letzte Shooting mit den Sandmännchen gewesen sein. Zu sehen ist hier auch ein erstes Bild für eine außergewöhnliche Ausstellung.

 

Und keine Bange: Papa Schulz (damals 87) hat viel Spaß an dem Fotonachmittag gehabt und es genossen, von meinen allerbesten Fotoassistent*innen des Tages betüdelt zu werden: von Fräulein Schminke Anke und unserem Multimusiker Marco. Papa Schulz modelt immer wieder gerne und wäre auch in ein Dornröschenkostüm geschlüpft. Von wegen 100 Jahre Schlaf. Aber da ich kein Kleid in seiner Größe im Fundus habe und sich bereits jemand anders als Dornröschen beworben hat …

 

Die Sandmännchensammlung habe ich übrigens gegen eine kleine Spende für den Tierschutz von der lieben Linda bekommen. Die über 50 Figuren wohnen nun in unserem kleinen Stadtatelier.

 

PS: Sandmann, lieber Sandmann … Seit 1959 wird die bekannteste deutsche Kindersendung produziert und ist somit auch die längste Fernsehserie der Welt und bekommt nun auch den Grimme-Preis.

 

Druckversion | Sitemap
© brigitte-schulz-immenhof.de Emofotologie